Shaolin Rou Quan – Shaolin Chan Men Tai Ji Quan
Eine weitere Form des Shaolintraining ist Shaolin Rou Quan (Weiche Faust). Es ist ebenfalls bekannt unter dem Namen Shaolin Chan Men Tai Ji Quan (Shaolin Tai Chi). Shaolin Rou Quan geht auf den 2. Patriarchen Hui Ke (487-593 u.Z.) des Shaolin-Tempels zurück und umfasst drei verschiedene Formen, die bis vor einigen Jahren nur innerhalb des Tempels gelehrt wurden. Obwohl als Kampfkunst konzipiert, steht der gesundheitliche Aspekt an erster Stelle. Shaolin Rou Quan zeichnet sich aus durch leicht und sanft, langsam im (Atem-)Rhythmus dahinfließende, spiralförmige Bewegungen, die bisweilen durchbrochen sind von explosiven, ‚entladenden‘. Jede einzelne Bewegung präsentiert sich ausgeklügelt auf der Basis biomechanischer Gesetzmäßigkeiten und ist – versehen mit geheimnisvollen ‘Versen’ wie z.B. der ‘alte Meister bereitet den Tee vor’ oder ‘schaut in den Spiegel’ – bedeutungstragend auf körperlicher, geistiger und spiritueller Ebene.
Wirkung:
Während Shaolin Kung Fu den Schwerpunkt mehr auf die äußere (Muskel-)Kraft verlegt, trainiert Rou Quan vor allem die innere Kraft. Die entladenden Bewegung reinigen zudem den Körper von ‘schlechtem’ wie verbrauchtem Qi. Auf der physischen Ebene fördert Rou Quan das Gleichgewicht, die Koordinationsfähigkeit wie auch die Beweglichkeit. Indem die Wirbelsäule durch gestärkte Rückenmuskulatur entlastet wird, verbessert sich gleichzeitig die Körperhaltung. Harmonisieren sich die langsamen Bewegungen mit der tiefen Bauchatmung entsteht eine positive Wirkung auf das Kreislaufsystem, den Blutdruck und das Nervensystem: Rou Quan ist eine Kunst der Entspannung. Gerade die langsamen Bewegungen gepaart mit innerer Ruhe entwickeln sensorischen Scharfsinn und damit ein Körper-Bewusstsein. Die äußere Veränderung initiiert inneres Wachstum. Shaolin Rou Quan ist – wie alle Shaolin-Künste – ein Entwicklungsweg vom Tun zum Sein.